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Der Kommunist Anton Mang (1901-1957)

 
Von Röhrmoos nach Dachau
Anton Mang wurde am 27. August 1901 in Röhrmoos geboren. Am 31. März 1923 heiratete er die Magd Theres Kottmair aus Tandern und zog nach Dachau. Theres hatte bereits einen dreijährigen Sohn, Johann (geb. 1920), 1924 wurde Anton geboren, dann folgten zwei Mädchen: 1929 Theresia (genannt Resi) und 1930 Creszenzia (Zenta). 1932 kam wieder ein Bub zur Welt, Josef, und 1935 zum Schluss ein Mädchen: die Jüngste, Maria.
 
Arbeiterleben und KPD-Mitgliedschaft 
Anton und Theres bekamen zunächst Arbeit im Gut am Obergrashof, wo sie auch wohnten. Wie Mangs Tochter Maria Leutner berichtete, mussten ihre Eltern dort für einen „Hungerlohn“ schwer arbeiten und sahen sich daher bald nach einer neuen Bleibe um. Später lebte die Familie in Augustenfeld, in der Schleißheimer Str. 83, in zwei kleinen Zimmern mit vier, später fünf Kindern. Anton Mang arbeitete lange Zeit in der Rohrmattenfabrik, seine Frau stellte in Heimarbeit ebenfalls Rohrmatten her. Wie viele andere Arbeiter und Hilfsarbeiter in Dachau auch, war Anton Mang Mitglied der Ortsgruppe der KPD und ging regelmäßig zu den KPD-Versammlungen, die von der Ortspolizei Dachau genau überwacht wurden.
 
Arbeitslosigkeit und Dachauer Not
1930 war Mang arbeitslos – wie viele Menschen in Dachau. Die Familie hatte jetzt vier Kinder – das bis dahin jüngste, Zenta, war gerade geboren. Die Not muss groß gewesen sein. Woher sollte man ausreichend Lebensmittel bekommen, um die große Familie zu versorgen? Von Seiten der Behörden war nicht mit viel Verständnis für die Nöte der Bürger zu rechnen. Das zeigt schon allein ein Blick in die Gefangenenbücher des Amtsgerichtsgefängnisses Dachau. Strafsachen befassten sich hier bis 1933 und zum großen Teil mit Betteln (mit Abstand), Übertr. d. Straßenverkehrsordnung od. Radfahren ohne Luft. 1932 verzeichnet das Gefangenenbuch 400 Strafgefangene! Am Hl. Abend 1930 erhielt Anton Mang eine Strafe wegen Bettelns, zwei Wochen später wieder, im Januar 1931. 1932 im Dezember folgte eine Verurteilung wegen Entwendens. Strafen wurden häufig schon bei Kleinigkeiten verhängt, z.B. wenn Kinder zum Kartoffelklauben auf die Äcker gingen oder wenn man bei den Bauern um Eier bat. Die Angehörigen von Franz Klein und Anton Mang berichten davon, dass die Kommunisten besonders häufig von der Polizei schikaniert wurden – man kannte sie ja gut. Auch das Fahren mit dem Fahrrad ohne Licht konnte mit einer Geld- oder Haftstrafe geahndet werden – wenn man aber kein Geld hatte, wählte man eben die Haftstrafe. 1932 erhielt Theres Mang beispielsweise einen Tag Haft wegen Übertretens der Straßenverkehrsordnung.
 
Die ersten Gefangenen der Nationalsozialisten am 10. März 1933
Am 10. März 1933 änderte sich die Situation für die Familie Mang gravierend. Aus dem bisherigen Kampf ums Überleben der Familie und gegen die Schikanen der Behörden wurde nun gezielte Verfolgung durch die Nationalsozialisten. Am 10. März 1933 wurde Mang als Schutzhäftling Nr. 2 ins Amtsgerichtgefängnis eingewiesen. Nach 17 Tagen wurde er entlassen. Am 27. April wurde er zum zweiten Mal verhaftet und wegen Verbreitung verbotener Schriften ins Gefängnis München Stadelheim gebracht, wo er bis zum 18. Mai inhaftiert war. Kaum zwei Wochen später wurde er wieder verhaftet: Am 27. Juni 1933 kam er als Schutzhäftling ins Amtsgerichtsgefängnis Dachau, wurde nach 3 Tagen nach München überstellt und dann ins Konzentrationslager Dachau gebracht, wo er die Häftlingsnummer 2.214 erhielt. Dort musste er im Außenkommando Ampermoching den Ampermochinger Dorfweiher ausräumen und entschlammen. Anton Mangs Tochter Maria erinnert sich später, wie in der Familie erzählt wurde, dass Theres mit Toni im Kinderwagen die damals noch unbefestigte Römerstraße Richtung Hebertshausen „spazieren“ gegangen sei, als Anton am Schießplatz oder am Kräutergarten arbeiten musste, um ihm Gelegenheit zu geben, das Kind zu sehen. Sie sei aber stets von der SS gehindert worden, stehen zu bleiben. Am 8. Dezember 1933 wurde Anton Mang aus dem KZ entlassen.
 
Arbeiter bei BMW
Während des Krieges hat Anton Mang dann bei BMW wieder Arbeit gefunden. Vom 11. August 1942 bis 30. April 1945 (bis die Arbeit eingestellt wurde). Am 5. Juli 1945 wurde er wieder eingestellt, als Vorarbeiter im Wareneingang.
 
Tod des Sohnes Toni
Ein schwer Schlag war für Anton Mang, als am 8. Juni 1944 sein Sohn Toni gefallen ist. Er hatte großes Glück, dass er nach der Überbringung der Vermisstenmeldung nicht wieder verhaftet wurde, so sehr hat ihn diese Nachricht schockiert, dass er sich nicht beruhigen konnte und den Überbringer anschrie und Dinge sagte, die man besser zu einem SS-Angehörigen nicht sagte.
 
Antikommunismus und McCarthy…
»Mit Schreiben vom 4.3.1954 teilte uns das Hauptquartier KOMD [Karlsfeld Ordnance Maintenance Depot] mit, dass Ihr Aufenthalt in diesem Werk ab heute Abend 17.00 Uhr nicht mehr genehmigt wird. Unter dieser Voraussetzung sehen wir uns gezwungen, Ihnen mitzuteilen, dass wir keine Möglichkeit mehr haben, das bestehende Arbeitsverhältnis aufrecht zu erhalten, sondern den mit Ihnen abgeschlossenen Arbeitsvertrag im Wege einer außerordentlichen Kündigung mit sofortiger Wirkung lösen müssen. Diese Maßnahme wird vom KOMD als im Interesse der Regierung der Vereinigten Staaten liegend für notwendig gehalten und besagt nicht, dass gegen Ihre Beschäftigung außerhalb des Interessensbereiches der US-Streitkräfte Bedenken bestehen.«
Außerordentliche Kündigung der Bayerische Motoren Werke AG. vom 4.3.1954
 
Neuanfang und Tod
Nach einiger Zeit fand Anton Mang einen neuen Arbeitsplatz bei Kraus Maffei in Allach. Dort kam er 1957 bei einem Arbeitsunfall ums Leben.
 
Die Familie – wie gings weiter?
Anton Mangs Tochter Maria heiratete am 28. Mai 1955 in Dachau Erwin Klein – den Sohn von Antons Freund und KPD-Genossen Franz Klein. Sie sind die Eltern von Nina Schiffner. Maria (heute Leutner) und ihre Schwester Zenta erzählten Nina Schiffner von ihren Erinnerungen an Anton Mang und Franz Klein.
 
Verfasst von Laura Breiling, Schülerin des ITG Dachau (2014) und Sabine Gerhardus.
 
Quellen:
Archiv der KZ-Gedenkstätte Dachau, Häftlingsdatenbank
StAM AG 41126
StAM AG 41132
LEA EG 34268
Sammlung Nina Schiffner, Fotos, diverse Dokumente
Stadtarchiv Dachau, Meldekarte
Interview mit Maria Leutner vom 11.11.2012
Interview mit Kreszenzia Heitzer, Maria Leutner und Nina Schiffner vom 12.03.2013
 

Thema: Biographieprojekt (Teilprojekt3)
Autor: Gerhardus Sabine Breiling Laura
Quelle: Quellen Diverse
Ort: Stadt Dachau