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Das BVP-Mitglied Josef Erlewein (1889-1954)

Josef Erlewein stammt aus Unterweikertshofen aus der Familie des Zimmermanns Joseph Erlewein und seiner Frau Catherina. Im Februar 1915 wird er zum Ersatzbataillon des Landwehr-Infanterie-Regiments Nr. 1 des bayerischen Heeres eingezogen. Noch im selben Jahr wird er zum ersten Mal verwundet. Nach einer Nierenerkrankung wird er nicht mehr an der Front, sondern beim Flugwacht-Kommando Augsburg eingesetzt. Nach dem Ersten Weltkrieg tritt Josef Erlewein in die neu gegründete Bayerische Volkspartei (BVP) ein. Er kandidiert bei den ersten Kommunalwahlen der Weimarer Republik für die BVP in Dachau. Am 11. Juni 1919 werden die Listen der Kandidaten für den Bezirkstag im Amperboten bekannt gegeben. Josef Erlewein wird auf der Liste der BVP an dritter Stelle geführt. Er ist zu dieser Zeit noch in Unterweikertshofen als Gütler wohnhaft. Vier Tage später, also am 15. Juni 1919 wird er in den Dachauer Bezirkstag gewählt. In seiner Heimatgemeinde stimmen 100 der 141 Wähler für die Bayerische Volkspartei und ermöglichen so Erleweins Einzug und sein Mitwirken im Bezirksausschuss. Am 3. April 1922 heiratet Josef Erlewein die verwitwete Maria Ernst aus Weichs. Nach der Eheschließung zieht Erlewein auf das Anwesen „Schneideranderl“. Aus ihrer ersten Ehe mit Josef Ernst bringt Maria zwei Söhne mit. Das Ehepaar bekommt am 17. April 1923 noch ein Kind, das auf den Namen Johann Evangelist Erlewein getauft wird. Auch nach dem Umzug nach Weichs, der die Entfernung nach Dachau um noch einmal rund fünf Kilometer verlängert, nimmt Erlewein regelmäßig an den Sitzungen des Bezirksausschusses teil. Im Jahre 1925 wird Josef Erlewein das erste Mal schriftlich im Protokollbuch der Gemeinderatssitzungen in Weichs genannt. In den darauffolgenden Jahren ist er auch hier bei fast jeder Gemeinderatssitzung anwesend. Die zweifache Belastung als Mitglied im Gemeinderat und im Bezirksausschuss wird dann doch für den Weichser Gütler zuviel gewesen sein. Er wird bei den Neuwahlen zum Bezirkstag am 20. Mai 1928 nicht mehr aufgestellt. Dem Weichser Gemeinderat bleibt Erlewein aber als eifriges Mitglied erhalten. Mit der Machtübertragung an Hitler 1933 beginnt der politische Abstieg für Josef Erlewein. Zuvor ist aber ein letztes Aufbäumen der BVP im Landkreis Dachau festzustellen, die ab Februar 1933 einen intensiven Wahlkampf für die Reichstagswahlen am 5. März 1933 betreibt. Nach der Etablierung der NSDAP in Bayern, der Absetzung der bayerischen Regierung und der Zerschlagung von KPD und SPD beginnt bald auch die Verfolgung von Mitgliedern der BVP. Bei einer groß angelegten Aktion werden Ende Juni 1933 tausende oppositionelle Gemeinderäte und Parteifunktionäre verhaftet. Insbesondere KPD- und SPD-Mitglieder werden in das am 22. März 1933 eröffnete Konzentrationslager Dachau gebracht. Josef Erlewein wird am 30. Juni 1933 im Amtsgerichtsgefängnis Dachau inhaftiert. Nach der Auflösung der Bayerischen Volkspartei am 4. Juli 1933 werden die inhaftierten BVP-Politiker aus der Haft entlassen. In einem Entnazifizierungsprozess wird Josef Erlewein später folgende Aussage zu Protokoll geben: „Bei meiner Entlassung wurde ich im Amtszimmer des Friedrich [...] dermassen [sic!] beschimpft, dass ich jetzt entlassen werde und in Zukunft mein Maul halten soll. Ich käme das nächste mal an einen anderen Ort.“ Nach 1945 wird Erlewein Bürgermeister von Weichs, da er wahrscheinlich einer der wenigen Einwohner mit politischer Erfahrung ist, die nicht entnazifiziert werden müssen. Doch als ihn 1946 die Nachricht vom Tod seines Sohnes erreicht, der in sowjetischer Kriegsgefangenschaft ums Leben gekommen ist, fällt er mehr und mehr in Depressionen. Er kann sein Amt als Bürgermeister nicht mehr ausführen und gibt es später auf. Den Verlust seines Sohnes überwindet Josef Erlewein Zeit seines Lebens nicht. Josef Erlewein stirbt im Alter von 65 Jahren am Abend des 1. November 1954 um 21.45 Uhr beim „Schuhwastl“, einer Weichser Gastwirtschaft. Bei einer politischen Diskussion ist er so in Wut geraten, dass der Arzt Dr. Braren später einen Herzschlag feststellt. Beigesetzt wird Erlewein drei Tage später auf dem Weichser Friedhof. Verfasserinfo: Matthias Schuhmacher (2012), Schüler des Ignaz-Taschner-Gymnasiums Dachau, unterstützt von Heinrich Fitger. Überarbeitet und aktualisiert 2014 von Sabine Gerhardus.
Thema: Biographieprojekt (Teilprojekt3)
Autor: Schuhmacher Matthias Fitger Heinrich
Quelle: Quellen Diverse
Ort: Gemeinde Weichs