Biographien filtern nach:
Ort
Thema
Autor

Josef Andrä (1880-1945)

Kindheit

Josef Andrä wird am 1. April 1880 gegen elf Uhr abends in Asbach bei Petershausen geboren. Zusammen mit seinen fünf Geschwistern wächst er dort als Sohn der katholischen Zimmermannseheleute Kreszenz und Martin Andrä auf. In Kollbach besucht Josef sieben Jahre lang die Volksschule und drei Jahre lang die Sonntagsschule.

Berufliche Laufbahn

Anschließend erlernt Josef im Alter von 15 Jahren das Schäfflerhandwerk. Diese Lehre dauert von 1895 bis 1897 und danach ist er als Schäffler in der Pschorrbrauerei und später als Schäfflermeister in der Hackerbrauerei tätig.


Familie

Im Alter von 21 Jahren gründet Josef selbst eine Familie, als er am 1. Mai 1901 in Dachau die gleichaltrige Maria Obermayer heiratet. Die Familie zieht am 6. Mai 1901 in die Münchner Straße 17. Das Ehepaar hat bereits einen gemeinsamen Sohn Joseph, der am 29. September 1900 geboren wurde. Am 10. Mai 1902 kommt der zweite Sohn Ludwig auf die Welt, gefolgt von Franziska am 1. Juli 1903. Im darauffolgenden Jahr wird Jakob geboren, allerdings stirbt dieser nach etwa sechs Wochen. Auch Sohn Jakob und Tochter Maria, die danach geboren werden, sterben bald nach der Geburt. Am 4. April 1909 kommt Maria zur Welt und bald darauf folgt Jakob, am 27. Juli 1910. Der jüngste Sohn Georg wird am 6. Februar 1912 geboren und die letzte Tochter Therese, geboren am 9. Juli 1913, verstirbt noch an Weihnachten desselben Jahres, es gibt aber keinen Nachweis dafür. Insgesamt hat Maria zehn Kinder in Dachau zur Welt gebracht, jedoch haben nur sechs davon das erste Lebensjahr überlebt.

Politisches Engagement

Im Jahr 1905 tritt Josef der SPD bei und bleibt bis zum Verbot der Partei im Jahre 1933 Mitglied, jedoch ohne eine Funktion auszuüben. Er ist außerdem gewerkschaftlich im deutschen Schäfflerverband organisiert und wird dort 1906 Kassierer. 1926 wird Josef zweiter Betriebsrat und Vertrauensmann. Weiterhin wird er 1933 zum Betriebsobermann gewählt und hält diese Funktion bis September 1935 inne, als er sie offenbar aufgrund von Differenzen mit dem Werkmeister freiwillig ablegt. Daraufhin tritt er der DAF, der Deutschen Arbeitsfront, bei. Allerdings ist er weder Mitglied der NSDAP noch der NSV, der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt.

Die DAF und NSV sind „NS-Nebenorganisationen“.
In die DAF wurden teilweise alle Arbeitnehmer eines Betriebes übernommen, daher wurde die Mitgliedschaft darin oft nur als „Pro-Forma-Mitgliedschaft“ gesehen.


Am 22. Februar 1914 zieht die Familie nach München. Die Ehe von Josef und Maria Andrä wird am 21. Dezember 1914 geschieden.


Kriegsdienst

Es ist nicht bekannt, bei welchem Elternteil die Kinder nach der Scheidung leben, jedoch ist die Vermutung naheliegend, dass sie bei der Mutter wohnen, da Josef im März 1915 zum Kriegsdienst eingezogen wird.
Nach einer Grundausbildung im „Rekruten-Depot“ München wird Josef am 29. Mai desselben Jahres als Teil des 17. Reserve-Infanterie-Regiments an der Westfront eingesetzt. Josef erleidet eine Kopfprellung durch Granatsplitter. An Weihnachten 1915 erkrankt er an einer schweren Nierenentzündung und wird wieder ins Lazarett eingeliefert. Im Juni 1916 kommt Josef zum 3. Infanterie-Regiment nach Augsburg. Nach seinem Einsatz an der rumänischen Front wird er wieder an die Westfront versetzt. Bei einer Felddienstübung 1917 verunglückt Josef und verlässt deswegen die Front. Schließlich wird er nach über drei Jahren Kriegsdienst am 25. November 1918 aus Augsburg entlassen, er ist zu 40 Prozent kriegsgeschädigt. Josef ist Mitglied im „Reichsbund für Kriegsbeschädigte“ und nach dessen Auflösung 1933 Mitglied des „Kriegsopferverbandes“. Er erhält im Monat etwa 30 Mark Kriegsrente. Josef wird mit dem Ehrenkreuz für Frontkämpfer ausgezeichnet.


Nach seiner Entlassung setzt Josef seine Arbeit als Schäffler fort und etwa ein halbes Jahr später schließt er am 5. Juni 1919 abermals den Bund der Ehe. Bertas Eltern sind Gastwirte, die aus Pressern bei Saaz im Sudetenland stammen. Sie spricht hochdeutsch und ist angeblich bereits als Köchin in Italien angestellt gewesen. Vom 3. Januar 1921 bis 13. Oktober 1944 wohnen Josef und Berta im Weinbierlhof 2/0 in München, einer Wohnung in der Nähe des Hauptbahnhofes, die „nur aus zwei kleinen Räumen besteht“. Seine Tätigkeit als Schäffler übt Andrä seit 1925 bei der Münchener Fassfabrik „Götzfried und Seybold“ in der Pilgersheimerstraße 16/18 aus. Mit einem Lohn von etwa 36 RM in der Woche ist er dort bis zu seiner Verhaftung am 1. April 1940 beschäftigt. Sein Arbeitgeber gibt auf Befragung des Rechtsanwaltes an, dass „Andrä ein fleissiger und beliebter Arbeiter [ist], der zu irgendwelchen Beanstandungen innerhalb des Betriebes auch bezüglich seiner politischen Einstellung keinerlei Anlass [gibt]“.


Verhaftungen

Denunziation durch den Stiefenkel

In der Wohnung im Weinbierlhof wird Josef täglich von seiner Tochter Maria besucht. Maria ist ab etwa 1935 mit dem geschiedenen Aufzugswart Alfred Haldmaier verheiratet, der 1939 beim Bau der Westbefestigungen beschäftigt gewesen ist. Er hat aus erster Ehe einen Sohn Alfred, welcher am 4. September 1926 in München geboren worden ist. Alfred lebt von Ostern 1936 bis Ostern 1938 bei seinem Großvater Oskar Haldmaier in München in der Amalienstraße, der Mitglied der NSDAP ist und die Ortsgruppe Ludwigstraße leitet. Danach wohnt Alfred ein Jahr lang bei seiner Stiefmutter Maria in der Schleißheimer Straße 56 in München, mit der er sich aber nicht versteht. Während dieser Zeit besuchen sie täglich Josef Andrä, mit dem er oft über Politik streitet. Auch Maria teilt anscheinend die politische Einstellung ihres Vaters, was der Junge glaubt aus ihrem Verhalten erkennen zu können. So sind beide nach Alfreds Meinung gegen seine Mitgliedschaft bei der Hitlerjugend. Oskar Haldmaier hilft seinem Enkel bei einer Anzeige gegen Josef. Er beschuldigt Josef, staatsfeindlich eingestellt zu sein und führende Personen des Staates zu beschimpfen. So schreibt er: „Josef Andrä […] gebärdet sich gegen den heutigen Staat wie ein Kommunist; denn er schimpft über unseren Führer u. seine engsten Mitarbeiter, gibt ihnen Namen, wie Lumpen, Schnallentreiber, […] die ganze Staatseinrichtung beschmutzt er[. Er] schreit überall es kommt heuer noch der Krieg, der Führer hetzt die ganze Welt auf […]“. Außerdem behauptet Oskar Haldmaier, dass Josef aus politischen Gründen Besuch von einem Juden erhalte. Infolgedessen wird am 4. Juli 1939 Josefs Wohnung von der Geheimen Staatspolizei durchsucht. Obwohl kein politisch belastendes Material gefunden wird, müssen Berta und Josef zu einer Vernehmung erscheinen. Auch Alfred Haldmaier wird vernommen, der seine Beschuldigungen mit Unterstützung seines Großvaters weiter ausführt. Der Junge schildert einen Besuch im März 1939 bei Josef Andrä. Durch den Rundfunk hätten sie eine Rede Hitlers gehört, während das Schlachtschiff „Tirpitz“ an diesem Abend zu Wasser gelassen worden sei. Daraufhin hätte Andrä angeblich unter Anwesenheit von Maria geäußert: „Hitler ist schuld wenn es zu einem Krieg kommt, weil er die ganze Welt aufhetzt […] es [wird] nicht mehr lange dauern und dann [kracht] es und es [kommt] zu einem Krieg“.
Oskar Haldmaier gibt bei seiner Vernehmung zusätzlich an, dass Andrä bei der SPD gewesen sei und immer noch im marxistischen Sinne handle. Er solle auch mit allen Mitteln versucht haben, den Sohn Alfred von der NSDAP und den Enkel von der HJ zu entfernen. Oskar Haldmaier legt außerdem dar, dass sich Andrä, Maria zufolge, noch mit ehemaligen Parteifreunden treffe.
Andrä, seine Frau Berta und seine Tochter Maria streiten diese Vorwürfe ab. Maria Haldmaier gibt zu Beginn ihrer Vernehmung an, sie gehöre keiner politischen Partei an und sie sei nicht gegen den Nationalsozialismus, sondern sie unterstütze die NSDAP, zu deren Mitgliedern ihr Mann gehöre. Sie betont immer wieder, ihr Vater habe die ihm vorgeworfenen Äußerungen nie gemacht, sie seien erfunden:

„Hier handelt es sich nur um eine Bosheit, weil ich den Stiefsohn Alfred wegen seiner Ungezogenheit aus meiner Wohnung verwiesen habe. Alfred ist derart frech, daß er sogar die Hand gegen mich aufhob und mich auch öfters auf die Kirchweih lud. Der Sohn hat auch schon geäußert, daß mein Schwiegervater es soweit bringen werde, daß mein Mann von mir weggehe. Auch hat er gesagt, daß wir jetzt zahlen müssen, bis wir blau werden. Obwohl mein Mann nur 28 Mark in der Woche verdient, besteht der Schwiegervater darauf, daß wir monatlich 45 Mark für den Unterhalt des Alfred an ihn zahlen müssen. Hier handelt es sich wirklich nur um persönliche Streitigkeiten, die von meinem Schwiegervater nur politisch aufgezogen wurden.“

Andrä erklärt, er habe „an dem nationalsozialistischen Regierungssystem […] nichts auszusetzen“, sondern wähle bereits seit 1933 die NSDAP. Er habe niemals leitende Personen des Staates beschimpft, Alfred habe das erfunden. Auch den Vorwurf, er habe sich aus politischen Gründen mit dem Juden Rotschild getroffen, wehrt er ab. Der einzige Grund für dessen Besuch sei der Kauf eines Küchenschrankes gewesen. Andrä hat keine Vorstrafen, nur im Jahre 1919 ist er verdächtigt worden, bei Kämpfen der „Roten Armee“ in Dachau dabei gewesen zu sein.

Das Verfahren wird eingestellt, da die Aussagen des zwölfjährigen Jungen für unglaubwürdig gehalten werden.

Denunziation

Am 1. April 1940 wird Josef auf dem Weg zur Arbeit erneut verhaftet. Es ist sein sechzigster Geburtstag. Grund dafür ist die Anzeige des Invalidenrentners Richard Wagner aus Vohburg. Die Denunziation ist auf ein politisches Gespräch der beiden zurückzuführen, das bereits zwei Jahre zurückliegt:  Im Herbst 1938 hat Josef während seines Urlaubs seine Frau für vier Tage besucht, die bei der Hopfenernte in Zell bei Pfaffenhofen arbeitete, um ihr zu helfen. Dort ist er in ein Gespräch mit Wagner über den „Anschluss“ Österreichs an Deutschland geraten. Josef hat sich während dieses politischen Gespräches angeblich abfällig gegenüber Hitler und der Reichsregierung geäußert. Schon vorher soll seine Frau gesagt haben, Josef sei ein „Nazihasser“ und „ein großer Gegner von Hitler und seiner Regierung“.  Direkt nach diesem Gespräch hat Wagner sich Notizen gemacht und wollte Anzeige bei der Gendarmerie erstatten, die allerdings bereits geschlossen hatte. Er bewahrte zwar das Schriftstück auf, aber dachte nicht mehr daran. Außerdem wollte er sich nicht lächerlich machen - Josefs Name war ihm entfallen. Erst als er zwei Jahre später durch den Rundfunk und die Zeitung vom Attentat im Bürgerbräukeller hörte, erinnerte er sich wieder und brachte Josef mit diesem Attentat in Verbindung. Er schrieb am 11. November 1939 einen Brief mit dem Betreff „Attentatverbrechen im Münchener Bürgerbräukeller“ an den Reichssender München, in der Hoffnung, zur Aufklärung des Attentats beitragen zu können. Vom Rundfunksender wurde das Schreiben an die Sonderkommission der Geheimen Staatspolizei München weitergeleitet. Zunächst war unklar, wer dieser Mann war, da weder der Name noch die genaue Adresse bekannt waren, aber Wagner wies darauf hin, dass der Mann gefunden werden könne, da er Personen kenne, die mehr über diesen wüssten.

„Nach meiner Einschätzung ist dieser Schäffler 55-60 Jahre alt, korpulent und ca. 1,66-1,68 m gross“

Nach der Verhaftung Josefs wird eine Wohnungsdurchsuchung angeordnet, jedoch liefert diese den Ermittlern kein belastendes Material. Nachdem Josef sich in Polizeihaft der Gestapo befindet, wird er am 3. April 1940 zur Untersuchungshaft in das Gerichtsgefängnis München-Neudeck überstellt. Bei seiner Vernehmung bestätigt Andrä, dass er sich mit Wagner unterhalten habe. Er gibt zu, folgendes gesagt zu haben: „Hitler mast[!] sich zu viel an. Zuerst vertreibt er den Schuschnig[!] aus Österreich, dann nimmt er das Land auch noch weg. Was hat den[!] gar Hitler geleistet? Im Weltkrieg hat Hitler einen Schützengraben überhaupt nicht gesehen, viel weniger betreten. Hitler war bloss[!] Meldegänger auf Patrouillen, aber nicht im Schützengraben wie ich.“
Andrä erinnert sich, zudem erwähnt zu haben: „Ich [war] noch kein Nationalsozialist und [werde] auch keiner mehr.“
Die Äußerungen „je grösser[!] der Lump, je grösser[!] das Glück. Aber es kommt der Tag, an dem der Nationalsozialismus wieder verschwinden muss, wie er gekommen ist. Hitlers Regierung hat die längste Zeit gedauert. […] Halts Maul was verstehst denn du davon; das dumme Volk glaubt, was man ihm vormacht, ich aber nicht. Ich habe den Nationalsozialismus von jeher gehasst und hasse ihn jetzt noch“ streitet er jedoch ab.
Ferner gesteht Andrä, er habe in den politischen Auseinandersetzungen übertrieben, kann sich aber nicht mehr an alle Details des Gespräches erinnern. „Eine hetzerische Absicht“ habe er nicht gehabt. Am 30. Juli 1940 wird er wegen Vergehens nach dem „Heimtückegesetz“ zu sieben Monaten Strafhaft unter Anrechnung der Untersuchungshaft verurteilt und muss außerdem die Verfahrenskosten tragen. Dieses Urteil ist folgendermaßen begründet:

„Der Inhalt dieser Aussagen bekundet offensichtlich eine grundlose gehässige Einstellung des Angeklagten gegen den Führer und eine niedere Gesinnung. Der recht intelligente, auch politisch nicht unerfahrene Angeklagte war sich bewußt, daß derartige Äußerungen geeignet sind, das Vertrauen des Volkes zur politischen Führung zu untergraben. Auch darüber mußte er sich im klaren sein, daß solche Reden zu einem völlig fremden Menschen nur zu leicht weiter erzählt und so einem größeren Personenkreis bekannt werden“.

Damit ist ein Vergehen nach dem Heimtückegesetz erfüllt.
Strafmildernd gilt, dass Andrä sozialdemokratisch erzogen wurde und deswegen „den Anschluss an die neue politische Geisteshaltung besonders schwer findet“. Außerdem sind „die Äußerungen zu einer Zeit gemacht [worden], als noch nicht die Kriegsereignisse die Erfolge des Führers und des Nationalsozialismus so offenkundig herausgestellt hatten“. Weiterhin ist Andrä bereits 60 Jahre alt und teilweise geständig, das spricht für eine mildere Strafe.
Andererseits wird die Härte der beleidigenden Aussagen über Hitler als strafverschärfend gewertet. Ende September versucht der Rechtsanwalt Andräs, Dr. August Roedel, einen Antrag auf Bewährung durchzusetzen. Den begründet er unter anderem damit, dass Andrä nicht vorbestraft sei, er die Aussagen unter Alkoholeinfluss gemacht habe und er Vater vieler Kinder sei, von denen drei derzeit Kriegsdienst leistete.
Trotz bisheriger guter Führung und sehr großem Fleiß, wird dem Antrag nicht stattgegeben. Stattdessen wird Andrä nach Strafbeendigung zur Gestapo geliefert, um die Schutzhaftfrage zu prüfen. Andrä ist vom 1. April bis 30. November 1940 inhaftiert und daran anschließend bis 16. Dezember 1940 in Schutzhaft der Gestapo. Die Familie leidet unter den Verhaftungen Andräs. Als er 1940 im Gefängnis ist und kein Geld verdient, fängt Berta an zu arbeiten. Sie ist derzeit bereits 65 Jahre alt und verletzt sich bei einem Sturz aus der Straßenbahn so schwer, dass eine Oberschenkelamputation nötig ist. Josefs Tochter Maria hat außerdem eine Tochter, Berta Haldmaier, welche am 24. November 1931 in München geboren wurde. Sie ist an Lungentuberkulose erkrankt und wurde daher Josefs Pflegekind, denn Maria fehlten die finanziellen Mittel für den Unterhalt. Auch auf die Pflegetochter Josefs nimmt seine Verhaftung großen Einfluss, sie schadet sehr dem körperlichen und seelischen Wohlergehen des Kindes laut Aussage der Ärzte könnte die Haft Andräs für Bertas Krankheit verantwortlich gewesen sein. Nach seiner Entlassung arbeitet Josef wieder als Schäffler, er ist nun bei der Speisefettfabrik August Saumweber angestellt. Am 12. Oktober 1944 zieht Josef in die Hürnbeckstr. 13 um. Nach seiner Verhaftung meldet seine Frau  beide in der Allacher Straße 5 an und zieht schließlich nach Karlsfeld.


Anzeige der Firma Saumweber


Am 20. Februar 1945 zeigt die Speisefettfabrik August Saumweber ihren Mitarbeiter Josef Andrä wegen fortgesetzten Diebstahls an. Er soll über längere Zeit Butter und Speck von der Firma gestohlen haben, insgesamt im Wert von 200 RM. Am darauffolgenden Tag wird Andrä verhaftet und einem Ermittlungsrichter vorgeführt. Der Schäffler gesteht, dass er diese Produkte entwendet habe, weil er nicht genügend Fettmarken gehabt habe. Am 23. Februar 1945 wird Andrä schließlich in das KZ Dachau unter den Kategorien „Schutzhäftling“ und „Nicht aus dem Lager“ mit der Häftlingsnummer 141807 eingeliefert.

Dort stirbt er am 6. Mai „vollständig abgemagert und verhungert nach der Befreiung durch die Amerikaner an Hungertyphus und wird am Leitenberg bei Dachau beigesetzt. Auf diesem KZ-Ehrenfriedhof sind über 7000 KZ-Häftlinge  bestattet.

Was mit den Kindern geschehen ist, ist bis auf folgendes leider unbekannt.
Josefs Tochter Maria heiratete, wie bereits erwähnt Alfred Haldmaier. Ihre ledige Tochter Berta Haldmaier, Josefs Pflegetochter, wohnt später in Asbach, Haus Nummer 8 und erlernt den Beruf der Buchbinderin. Als Mutter eines zweijährigen Kindes war sie immer noch krank. Auch Josefs  andere Tochter, Franziska, heira-tete später und hieß dann Maier. Der Sohn Jakob hatte eine Frau namens Maria und betätigte sich als Kraftfahrer. Josef, der älteste Sohn, wurde Schlosser in München. Georg Andrä starb am 11. Januar 1943 , er ist „i.[m] Osten [gefallen]“, folglich war er vermutlich ein Soldat im Russlandfeldzug.
Josefs Frau Berta starb am 24. Februar 1949 in Schönbrunn.



Wichtigsten Quellen:

-    Archiv der KZ-Gedenkstätte Dachau, Häftlingsliste
-    Archiv des ITS Bad Arolsen
-    BayHStA, LEA 4402
-    Stadtarchiv Dachau, Meldekarte
-    Stadtarchiv München, Meldekarte
-    StAM, JVA München 9115
-    StAM, Stanw 9875
-    Standesamt Markt Indersdorf, Geburtsurkunde
-    Thiel, Lydia/Mecking, Elisabeth: Chronik der Gemeinde Petershausen, Häuserchronik Bd. 1, Gemeinde Petershausen, Dachau 2000


Verfasserinfo:

Mein Name ist Isabella Weber und ich habe dieses Gedächtnisblatt im Rahmen unseres W-Seminares „Namen statt Nummern - Beiträge zum Gedächtnisbuch für die Häftlinge des KZ Dachau“ des Ignaz-Taschner-Gymnasiums geschrieben.
Unterstützt wurde ich dabei von der „Geschichtswerkstatt im Landkreis Dachau“ und auch für die Zusammenarbeit mit Herrn Peplow und seinen Mitarbeitern bin ich sehr dankbar.


Thema: Biographieprojekt (Teilprojekt3)
Autor: Isabella Weber
Quelle: Quellen Diverse
Ort: Gemeinde Petershausen