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Karel Kašák - Der Journalist, Chronist und Maler (1906-1991)

Karel Kašák stammt aus Rokycany. Anfang der 1930er Jahre arbeitet er als Redakteur einer Filiale der Zeitung "Tschechisches Wort" in Kladno. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Im Juni 1939 wird er im Zuge von Repressalien gegen die Kladnoer Intelligenz nach dem gewaltsamen Tod eines deutschen Polizisten von der Gestapo verhaftet. In einer Gruppe von 107 tschechischen Bürgern wird er zunächst ins Gestapo-Gefängnis Brünn gebracht und dann über Mauthausen ins Konzentrationslager Dachau deportiert. Er wird zur Zwangsarbeit in der Plantage eingeteilt. Im September 1939 werden die Gefangenen aus Kladno nach Buchenwald verlegt, wo sie unter schrecklichen Bedingungen Schwerstarbeit leisten müssen: „Am schlimmsten [von allem] war Buchenwald. Schwerste Arbeit – wir mussten Baumstümpfe aus der Erde herausholen, Felsbrocken aus dem 2 km weit entfernten Steinbruch auf den Schultern herbeischleppen oder auf der Trage den Mist für die Gärtnerei. […] Zur Zeit meiner Verhaftung wog ich 65kg. Ein halbes Jahr später, am Ende meiner Buchenwalder Zeit, nur noch 39…" (Šř: Sen o krajíčku chleba, in: Mladá fronta, Nr. 84, 11.04.1988, ohne Seitenangabe, aus dem Tschechischen übersetzt von Monika Šlapetová.) Die Leitung der „Deutschen Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung“ plant inzwischen die Herausgabe eines Heilkräuter-Herbariums und sucht in Dachau zeichnerisch talentierte Häftlinge. Kašák hat "Glück": der Leiter seines ehemaligen Arbeitskommandos in der Plantage erinnert sich an sein Zeichentalent. So kehrt Kašák Mitte Dezember 1939, aufs Schlimmste abgemagert, wieder ins Dachauer Konzentrationslager zurück. Zusammen mit dem Oberleutnant der österreichischen Armee Anselm J. Grand ist er das erste Mitglied im Kommando der „botanischen Maler“. Im September 1940 beginnt Kašák dann mit einem scharfgespitzten Bleistift heimlich auf Tschechisch Tagebuchaufzeichnungen zu verfassen. Er versteckt sie in kleinen Blechdosen, die in den Trockenböden der Plantage und im Heizwerk eingemauert werden. Das ist auch der Grund, weshalb sie fast alle noch sehr gut erhalten sind. Hierbei helfen ihm seine Mithäftlinge. Die auf der Plantage angestellte Putzfrau Anna Menter, ihre Tochter Luise und der Zivilgärtner Jaroslav Janěcek schmuggeln für Kašák Briefe aus dem Konzentrationslager. Später erhält Kašák in einem Päckchen, das an die Adresse eines antifaschistischen Zivilangestellten der Plantage geschickt worden ist, einen kleinen Fotoapparat. Kašák beginnt mit dieser Kamera heimlich Aufnahmen vom Leiden im Lager, aber auch Bilder von Mithäftlingen für die Familien zu Hause zu machen. Im Juli 1943 wird Kašák aus der Haft entlassen. Jedoch erfolgt die Entlassung mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit,seine Arbeit muss er als Zivilangestellter fortführen. Ab diesem Zeitpunkt kann er Kontakt zur Zivilbevölkerung aufnehmen. „Ich habe nach einer vertraulichen und verlässlichen Art gesucht, wie ich meine Fotografien von der ‘Plantage´ und aus meinem Häftlingsleben entwickeln und abziehen kann. Der hiesige Gärtner Siegert empfahl mir die Tochter eines Nachbarn in der Gemeinde Hebertshausen, des Bienenstockbesitzers Seidenberger. Ich habe mich also am Sonntagnachmittag dahin aufgemacht. Siegert führte mich ein und stellte mich vor. Die kleine Seidenberger ist eine beinahe 17 Jahre alte Fotolaborantin." (Zitiert nach: Stadt Dachau (Hrsg.): Dachau Preis für Zivilcourage 2005.) Die Lagerleitung bestraft das heimliche Anfertigen von schriftlichen oder bildlichen Berichten über das Konzentrationslager mit der Todesstrafe, da mit allen Mitteln verhindert werden soll, dass Zeugnisse ihrer Untaten in die Öffentlichkeit oder ins Ausland gelangen. Damit wird auch klar, welche Ungeheuerlichkeit das Tun von Maria Seidenberger und Karel Kašák darstellt. Nach der Befreiung erhält Kašák eine Anstellung in der Presseabteilung des Informationsministeriums in Prag, wird zwei Jahre später jedoch entlassen. Er beginnt, für die Tageszeitung „Lidová demokracie“ (Volksdemokratie) zu arbeiten und hält Vorträge, insbesondere Zeitzeugengespräche an Prager Schulen. Später erhält Kašák Auszeichnungen, wie „eine Gedenk-Medaille […] für außerordentliche Verdienste im Kampf gegen den Faschismus“, überreicht vom Präsidenten der Republik. Sein Buch „Vrahové bez alibi“ (Mörder ohne Alibi), erschienen im Jahre 1974 im Horizont Verlag, wird ein großer Erfolg. Karel Kašák stirbt am 4. Juli 1991 im Alter von 84 Jahren in Prag. Seine Leiche wird auf seinen Wunsch hin im Krematorium in Prag-Strašnice eingeäschert. Verfasserinformation: Im Rahmen des wissenschaftspropädeutischen Seminars am Ignaz-Taschner-Gymnasium Dachau „Namen statt Nummern – Beiträge zum Gedächtnisbuch für die Häftlinge des KZ Dachau“ entstand diese Häftlingsbiografie über Karel Kašák. Mein größter Dank gilt Monika Slapeta, die mir eine große Anzahl an tschechischen Texten übersetzt hat, und sogar bereit war, mit ins Prager Nationalarchiv zu reisen. Helena Robl, 22.3.2012
Thema: Biographieprojekt (Teilprojekt3)
Autor: Helena Robl
Quelle: Quellen Diverse
Ort: Gemeinde Hebertshausen

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